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Wissenschaftliches Gutachten zur zulässigen Höchstaufnahmemenge von Mangan

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Haftungsausschluss

  • Die vorliegende Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist eine leicht verständlich abgefasste Mitteilung der EFSA über das Wissenschaftliche Gutachten zur zulässigen Höchstaufnahmemenge von Mangan. Das vollständige Gutachten der EFSA finden Sie hier
  • Zweck dieser Zusammenfassung in vereinfachter Sprache ist es, die Transparenz zu erhöhen und interessierte Kreise über die Arbeit der EFSA zu diesem Thema zu informieren, wobei eine leicht verständliche Sprache verwendet wird, um die wichtigsten Ergebnisse vorzustellen.

Hintergrund des wissenschaftlichen Gutachtens

  • Risikomanager benötigen Beratung zur Sicherheit von Nährstoffen, um unter anderem Höchstmengen festzulegen, die in Nahrungsergänzungsmitteln und für Zwecke der Lebensmittelanreicherung zulässig sind. 
  • Bei Nährstoffen ist kein Risiko schädlicher Wirkungen zu erwarten, es sei denn, eine Aufnahmegrenzwert wird überschritten. Die Ermittlung dieses Schwellenwerts dient als Grundlage für die Festlegung einer zulässigen Höchstaufnahmemenge.
  • Die übermäßige Aufnahme von Mangan über die Nahrung kann zu gesundheitsschädlichen Wirkungen wie z. B. einer Neurotoxizität führen.
  • Im Jahr 2000 konnte der Wissenschaftliche Ausschuss für Lebensmittel aufgrund der begrenzt verfügbaren Daten beim Menschen und des Fehlens eines Wertes für die Dosis ohne beobachtbare schädliche Wirkung (No Observed adverse effect level – NOAEL) aus Tierversuchen keine zulässige Höchstaufnahmemenge für Mangan festlegen. Der Wissenschaftliche Ausschuss für Lebensmittel kam jedoch zu dem Schluss, dass eine orale Aufnahme von Mangan, die über die normalerweise in Lebensmitteln und Getränken enthaltene Menge hinausgeht, ein Risiko für gesundheitsschädliche Auswirkungen darstellen könnte.

Welche Aufgabe wurde der EFSA gestellt?

  • Die Europäische Kommission forderte eine Überprüfung des wissenschaftlichen Gutachtens des Ausschusses für Lebensmittel auf der Grundlage neu verfügbarer Erkenntnisse an.
  • Wenn keine ausreichenden Daten vorlagen, um eine zulässige Höchstaufnahmemenge für Mangan zu bestimmen, wurde die EFSA ersucht, eine Stellungnahme zur Höchstmenge abzugeben, von der die EFSA mit Sicherheit annehmen kann, dass sie kein Risiko für schädliche Auswirkungen in der Allgemeinbevölkerung birgt, die als „sichere Aufnahmemenge“ bezeichnet wird.
  • Sowohl die zulässige Höchstaufnahmemenge für die tägliche Gesamtaufnahme als auch die sicheren Aufnahmemengen sollen die Verbraucher vor möglichen schädlichen Auswirkungen im Zusammenhang mit der übermäßigen Aufnahme von Nährstoffen schützen. Die Unterscheidung bezieht sich auf die unterschiedliche Art und Weise, in der diese Werte festgelegt werden.
  • Im Gegensatz zur zulässigen Höchstaufnahmemenge basieren sichere Aufnahmemengen nicht auf einem ermittelten Aufnahmeschwellenwert, bei dessen Überschreitung das Risiko einer schädlichen Aufnahme zu steigen beginnt.
    • Aufnahmemengen, die über den sicheren Aufnahmemengen liegen, bedeuten nicht zwangsläufig, dass das Risiko einer schädlichen Wirkung besteht.
    • Diese Werte können nicht verwendet werden, um den Anteil der Population zu beschreiben, bei der das Risiko von Nebenwirkungen besteht.

Wie ist die EFSA bei ihrer Arbeit vorgegangen?

  • Die EFSA führte systematische Literaturauswertungen von Daten zu Menschen und Tieren durch, um Nachweise für eine übermäßige Aufnahme von Mangan zu bewerten.
  • In Übereinstimmung mit den Leitlinien des EFSA-Gremiums für Ernährung, neuartige Lebensmittel und Lebensmittelallergene (NDA, 2022) wurden die folgenden Fragen behandelt:
    • Wie hoch ist die zulässige Höchstaufnahmemenge für die langfristige tägliche Gesamtaufnahme von Mangan (aus allen Quellen), bei der kein Risiko schädlicher Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen zu erwarten ist?
    • Wie hoch ist die tägliche Aufnahme von Mangan aus allen Nahrungsquellen in EU-Populationen?
    • Welches Risiko für schädliche Auswirkungen ist mit der Einnahme von Mangan in EU-Populationen verbunden, einschließlich der damit verbundenen Unsicherheiten?
  • Die vorliegenden Daten wurden überprüft, um Folgendes darzulegen:
    • Resorption, Verteilung, Metabolismus und Ausscheidung (ADME) von Mangan;
    • Biomarker für die Exposition gegenüber Mangan;
    • Neurotoxizität von Mangan;
    • sonstige schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit.
  • Die Aufnahme von Mangan aus natürlichen Quellen wurde anhand der umfangreichen europäischen Datenbank zum Lebensmittelkonsum der EFSA geschätzt, und Daten über die Aufnahme von Megan aus Nahrungsergänzungsmitteln und angereicherten Lebensmitteln wurden aus nationalen Berichten zu Erhebungen über den Lebensmittelverzehr erhoben.

Welche Einschränkungen/Unsicherheiten gab es?

  • Neurotoxizität ist eine bekannte schädliche Auswirkung einer übermäßigen Exposition gegenüber Mangan. Allerdings fehlen sowohl bei Tieren als auch beim Menschen Daten zur Ermittlung kritischer Aufnahmemengen, die mit erhöhten Risiken für die Neurotoxizität verbunden sind.
  • In Bezug auf Humanstudien:
    • Die meisten Belege deuteten auf Verbindungen zwischen Mangankonzentrationen im Trinkwasser (die in der Regel einen relativ geringen Anteil der gesamten ernährungsbedingten Exposition gegenüber Mangan ausmachen) und neurologischen schädlichen Wirkungen hin.
    • Es gibt nur wenige Studien, die den Zusammenhang zwischen der Exposition insgesamt gegenüber Mangan in der Nahrung und neurologischen Beeinträchtigungen untersuchen.
    • Aufgrund methodischer Einschränkungen konnten keine belastbaren Schlussfolgerungen gezogen werden.
  • In Bezug auf Tierstudien:
    • Die meisten Studien waren nicht darauf ausgerichtet, die Dosis/Wirkung-Beziehung zwischen der ernährungsbedingten Manganexposition und neurologischen Auswirkungen zu untersuchen.
    • Als solche waren die Studien zur Verwendung bei der Bestimmung einer zulässigen Höchstaufnahmemenge von Mangan beim Menschen nicht geeignet.
       

Welche Ergebnisse wurden erzielt und welche Auswirkungen hatten diese?

  • Da die Daten aus verfügbaren Studien noch immer nicht ausreichen, um einen Bezugspunkt zu definieren, konnte keine zulässige Höchstaufnahmemenge für Mangan festgelegt werden.
  • Die EFSA legte daher eine sichere Aufnahmemenge fest, die auf den beobachteten Aufnahmedaten von Personen mit hohem Mangan-Konsum in europäischen Populationen basiert.
  • Diese sicheren Aufnahmemengen sind:
    • 8 mg/Tag für Erwachsene (einschließlich schwangere und stillende Frauen); und
    • zwischen 2 und 7 mg/Tag für andere Bevölkerungsgruppen.
  • Diese Werte beziehen sich auf die Gesamtaufnahme von Mangan aus allen Ernährungsquellen, einschließlich Wasser, angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln.
  • Die festgelegten sicheren Aufnahmemengen für Mangan basieren auf einem konservativen Ansatz und werden so lange als angemessen erachtet, bis ausreichende Daten für die Spezifizierung des Mangan-Wertes zur Verfügung stehen.
  • Bei Personen mit hoher Manganaufnahme aus natürlichen Quellen ist das potenzielle Risiko schädlicher Auswirkungen im Zusammenhang mit dem zusätzlichen Verzehr von Mangan aus anderen Quellen (z. B. angereicherte Lebensmittel und/oder Nahrungsergänzungsmittel) nach wie vor unbekannt.

Wie lauten die wichtigsten Empfehlungen?

Empfehlungen für politische Entscheidungsträger und Risikomanager:

  • Anstelle einer zulässigen Höchstaufnahmemenge sollten Risikomanager sichere Aufnahmemengen verwenden, um Leitlinien für Aufnahmemengen bereitzustellen, die für verschiedene Altersgruppen als „sicher“ angesehen werden können.

Empfehlungen für die Forschungsgemeinschaft:

  • Es wurden mehrere Datenlücken ermittelt, die weitere Untersuchungen und Forschungsarbeiten rechtfertigen und die zur Bestimmung einer künftigen zulässigen Höchstaufnahmemenge für Mangan beitragen könnten:
    • die Bestimmung eines zuverlässigen Biomarkers für die Exposition gegenüber Mangan;
    • Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Gesamtaufnahme von Mangan (d. h. aus allen ernährungsbedingten Quellen) und den schädlichen Auswirkungen auf die Bevölkerung;
    • angemessene Toxizitätsstudien mit Tieren, die zur Ableitung einer zulässigen Höchstaufnahmemenge für Mangan beim Menschen verwendet werden könnten.
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Abbildung: Veranschaulichung der Differenz zwischen der sicheren Aufnahmemenge und der zulässigen Höchstaufnahmemenge für einen Nährstoff

Biomarker der Exposition: Chemikalien oder chemische Metaboliten, die im Körper oder nach der Ausscheidung aus dem Körper gemessen werden können und zur Bestimmung der Exposition eines Organismus gegenüber einer Substanz verwendet werden.

Dosis ohne beobachtbare schädliche Wirkung (NOAEL): Höchste Konzentration oder Menge eines Stoffs, bei der in einer exponierten Population keine nachweisbare schädliche Wirkung auftritt.

Bezugspunkt (auch Ausgangpunkt genannt): Der Punkt einer Dosis/Wirkung-Beziehung, der aus experimentellen Daten ermittelt und zur Ableitung einer zulässigen Höchstaufnahmemenge verwendet wird. Anhand tierischer oder menschlicher Daten kann ein Bezugspunkt ermittelt werden.

Zulässige Höchstaufnahmemenge (Tolerable Upper Intake Level – UL): Die zulässige Höchstaufnahmemenge eines Nährstoffs, von der nicht zu erwarten ist, dass sie eine Gefahr für die Gesundheit des Menschen darstellt.