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Ausbrüche von Shiga-Toxin produzierenden E. coli

Zwischen Anfang Mai und Ende Juli 2011 erlebte Deutschland einen Ausbruch von Shiga-Toxin produzierenden Escherichia coli (STEC). Am 24. Juni 2011 meldeten die französischen Behörden ebenfalls einen E. coli-Ausbruch in der Region um Bordeaux. Seit Beginn dieser Ausbrüche kam es aufgrund von STEC bei einer großen Zahl von Patienten zu blutigem Durchfall, und ein ungewöhnlich hoher Anteil dieser Patienten entwickelte ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS).

Eine im Schnellverfahren durchgeführte Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung. der EFSA und des ECDC, die am 29. Juni 2011 veröffentlicht wurde, unterstrich die Verbindungen zwischen den Ausbrüchen in Frankreich und Deutschland, die beide mit Sprossen in Zusammenhang standen. Bei beiden Ausbrüchen wurde der seltene Bakterienstamm E. coli O104:H4 bestätigt. Auf Grundlage der Bewertung wurden Bockshornkleesprossen als wahrscheinlichste Verbindung zwischen den französischen Krankheitsfällen und dem Ausbruch in Deutschland identifiziert.

Was bedeutet STEC? Wie kann man sich davor schützen?

Das Bakterium Escherichia coli (E. coli) kommt im menschlichen und tierischen Darm vor – es ist Teil unserer normalen Darmflora und in der Regel harmlos. Bestimmte Stämme von E. coli gefährden jedoch die Gesundheit des Menschen, z. B. jene, die Toxine bilden können. Diese Stämme werden STEC/VTEC (Shiga-Toxin bzw. Verotoxin produzierende E. coli) oder EHEC (enterohämorrhagische E. coli) genannt. Ihre Toxine können blutige Durchfälle und das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) verursachen, eine schwere Komplikation, die tödlich verlaufen kann.

In der EU (und entsprechend auch im Rahmen der Arbeiten der EFSA zu Zoonosen) werden Shiga-Toxin produzierende Escherichia coli als VTEC (Verotoxin bildende E. coli) bezeichnet. Im Zusammenhang mit den Ausbrüchen in Deutschland und Frankreich wurde jedoch die Abkürzung STEC verwendet, da dies der bei der WHO und anderen Organisationen gebräuchlichen Terminologie entspricht.

Die Übertragung einer STEC-Infektion erfolgt hauptsächlich durch den Verzehr verunreinigter Lebensmittel oder den Umgang mit diesen sowie über den Kontakt mit infizierten Tieren. Lebensmittel können aber auch dadurch kontaminiert werden, dass sie von infizierten Personen zubereitet werden. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist möglich, wo Personen eng zusammenleben (unter Familienangehörigen, in Kinderbetreuungsstätten, Seniorenheimen usw.).

Zusammen mit dem ECDC gab die EFSA Gesundheitsempfehlungen für die Öffentlichkeit heraus, die die Beachtung allgemeiner Hygieneregeln für den Umgang mit Lebensmitteln betonten und sich auf die wahrscheinlichste Ursache der Ausbrüche bezogen. Ausgehend von ihren Bewertungen, die während der Ausbrüche zeitgleich in Deutschland und Frankreich durchgeführt wurden, rieten EFSA und ECDC Verbrauchern dringend, keine Sprossen für den Eigenbedarf zu ziehen und keine Sprossen oder Keimlinge zu verzehren, die nicht gründlich gegart wurden.

Am 3. Oktober 2011 aktualisierte die EFSA ihre Verbraucherhinweise und zog ihre ursprünglichen Empfehlungen zurück, nachdem die wahrscheinlichste Quelle kontaminierter Lebensmittel – eine Charge von Bockshornkleesamen aus Ägypten – in allen Mitgliedstaaten vom Markt genommen wurde und die damit verbundenen Einfuhrbeschränkungen weiterhin gelten. Die EFSA empfiehlt Verbrauchern, sich bei konkreten Fragen zum Verzehr von Sprossen an die nationalen Lebensmittelbehörden zu wenden.

Meilensteine

Die wissenschaftlichen Arbeiten der EFSA im Zusammenhang mit dem STEC-Ausbruch umfassten:

  1. 2011

    Oktober

    Einen wissenschaftlichen Bericht der EFSA, in dem umfassend dargestellt wird, was sich aus Sicht der Lebensmittelsicherheit während des Shiga-Toxin produzierenden E.coli (STEC) 0104:H-Ausbruchs in Deutschland und Frankreich ereignete.

  2. Juli

    Den Abschlussbericht der EFSA-Taskforce zur Rückverfolgung von Sprossensamen, insbesondere der Samen von Bockshornklee (Trigonella foenum-graecum), in Verbindung mit den Ausbrüchen von Shiga-Toxin produzierenden E. coli (STEC) des Stamms O104:H4 in Deutschland und Frankreich.

  3. Juni

    • Eine gemeinsame, im Schnellverfahren durchgeführte Risikobewertung zum HUS-Ausbruch in Frankreich, die sich auf folgende vier Kernbereiche konzentrierte: Bestimmung der Herkunft der Lebensmittel, gemeinschaftliche Rückverfolgungsuntersuchungen (koordiniert von der EFSA-Taskforce), Sensibilisierung von medizinischem Fachpersonal und Gesundheitsempfehlungen für die Öffentlichkeit.
    • Gemeinsame EFSA/ECDC-Gesundheitsempfehlungen für die Öffentlichkeit zur Prävention von Durchfallerkrankungen mit besonderem Schwerpunkt auf STEC, auch VTEC oder EHEC genannt.
    • Eine im Schnellverfahren erstellte Risikobewertung zur Verbraucherexposition gegenüber STEC/VTEC durch den Verzehr roher Gemüse sowie Empfehlungen zur Risikominderung hinsichtlich einer möglichen Kontamination von Lebensmitteln und Infektionen von Menschen.
    • Einen gemeinsam mit dem ECDC veröffentlichter technischer Bericht zur Prävalenz Anteil einer Population, bei der eine gewisse Erkrankung festgestellt wurde. und Inzidenz Anzahl neuer Ereignisse, die innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums in einem definierten geografischen Gebiet auftreten, z.B. die Zahl der Grippeerkrankungen pro Jahr in Europa. von STEC-Infektionen bei Menschen, Tieren und Lebensmitteln, basierend auf Daten, die von den EU-Mitgliedstaaten jährlich zur Verfügung gestellt werden, sowie auf Daten aus der Untersuchung des aktuellen STEC-Ausbruchs.

Rolle der EFSA

Als Teil ihres Auftrags und auf Ersuchen der Europäischen Kommission war die EFSA zentral in die wissenschaftliche Arbeit zu den Ausbrüchen in Deutschland und Frankreich eingebunden. Diese wurde in enger Zusammenarbeit mit Vertretern und Sachverständigen der Europäischen Kommission, des ECDC, betroffener EU-Mitgliedstaaten, der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO) der Vereinten Nationen durchgeführt.

Am 27. Juni richtete die EFSA eine Taskforce zur Koordinierung der Untersuchungen ein, mit dem Ziel, die Herkunft kontaminierter Keimlinge in der EU aufzuspüren. Die Taskforce versuchte, die Herstellungs- und Vertriebskette von Samen, Bohnensprossen und anderen Keimlingen innerhalb der EU zurückzuverfolgen. Diese Form der wissenschaftlichen Zusammenarbeit hatte sich bei der Untersuchung des Ausbruchs in Deutschland bewährt.