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PLS: Wohlergehen von Kälbern

Veröffentlicht:

Haftungsausschluss

  • Die vorliegende Zusammenfassung in einfacher Sprache ist eine leicht verständlich abgefasste Mitteilung über das Gutachten der EFSA zum Wohlergehen von Kälbern. Das vollständige Gutachten der EFSA finden Sie hier.
  • Zweck der Zusammenfassung ist es, die Transparenz zu erhöhen und interessierte Parteien über die Arbeit der EFSA zu diesem Thema zu informieren, indem eine vereinfachte Sprache verwendet wird, um die wichtigsten Ergebnisse zusammenzufassen.

Wohlergehen von Kälbern – ein Überblick

  • Das neue Gutachten der EFSA bietet einen aktuellen Überblick über das Wohlergehen von Kälbern in der Europäischen Union (EU). Die darin enthaltenen Empfehlungen sind für politische Entscheidungsträger, Risikomanager und andere interessierte Parteien im Bereich des Tierwohls relevant.
  • Das Gutachten beschreibt Aufzuchtpraktiken (Haltung) und das Wohlergehen von Kälbern in verschiedenen Haltungssystemen.
  • Die Autoren stellten 15 hochrelevante Folgen der Kälberaufzuchtpraxis für das Wohlergehen fest und gaben Empfehlungen zur Verbesserung des Wohlergehens von Kälbern.

Worum wurde die EFSA ersucht?

  • Die Europäische Kommission (EK) ersuchte die EFSA, die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse über das Wohlergehen von Kälbern in landwirtschaftlichen Betrieben vorzulegen, und das AHAW-Expertengremium der EFSA hat diese Arbeit durchgeführt. Die Bewertung liefert wissenschaftliche Empfehlungen zur Unterstützung der Entscheidungsfindung durch die Gesetzgeber im Rahmen der laufenden Überarbeitung der Tierschutzgesetzgebung der Europäischen Union.
  • Insbesondere ersuchte die Europäische Kommission die EFSA um Folgendes:
    • Beschreibung und Bewertung der gängigsten Haltungssysteme für die Aufzucht von Kälbern (Milchkälbern und Kälbern für die Kalbfleischproduktion) sowie Ermittlung der jeweiligen Probleme im Hinblick auf das Wohlergehen.
    • Empfehlung von Maßnahmen zur Vermeidung oder Verringerung von Folgen für das Wohlergehen.
    • Legen des Schwerpunkts auf drei Situationen (spezifische Szenarien): männliche Milchkälber, die für die Produktion von weißem Kalbfleisch aufgezogen werden, Risiken im Zusammenhang mit einem begrenzten Kontakt zwischen Kuh und Kalb und tierbezogene Indikatoren (Animal-Based Measures, ABM) zur Überwachung des Wohlergehens in Schlachthöfen.
    • Sicherstellung, dass sich das Expertengremium mit dem Schutz von Kälbern und nicht mit der Tötung von Tieren in landwirtschaftlichen Betrieben befasst (siehe Aufträge im Gutachten).

Wie ist das AHAW-Gremium bei seiner Arbeit vorgegangen?

Das AHAW-Gremium folgte einer Methode, die für ähnliche Bewertungen im Bereich Tierschutz angewendet wird.

  • Wohlergehen der Tiere. Die Experten bewerteten acht negative Zustände im Hinblick auf das Empfinden/die Emotionen von Tieren („affektive Zustände“: Angst, Schmerz, Unbehagen, Ermüdung, Stress und Belastung, Frustration und Langeweile). Sie identifizierte auch ABM, die in Schlachthöfen erhoben wurden, um das Wohlergehen zu bewerten.
  • Die Haltungssysteme wurden durch ein Expertengutachten ermittelt. Das AHAW-Gremium identifizierte Folgen für das Wohlergehen von höchster Relevanz in jedem System.
  • ABM. Das AHAW-Gremium zog nur ABM in Betracht, die praktikabel überwacht werden können. Um Kriterien zur Minderung der Folgen der drei spezifischen Szenarien für das Wohlergehen bereitzustellen, verwendete das AHAW-Gremium ein maßgeschneidertes Risikobewertungsmodell auf der Grundlage des Ansatzes der Erhebung von Expertenwissen (Expert Knowledge Elicitation, EKE), ein strukturiertes Verfahren, um Informationen von Personen mit Fachkenntnissen in einem bestimmten Bereich zu erhalten.
  • Die Unsicherheit wurde anhand der Leitlinien des AHAW-Gremiums der EFSA (2022) bewertet.

Welche Daten wurden herangezogen?

  • Es wurden frühere Ergebnisse der EFSA, veröffentlichte und graue Literatur (nicht durch Fachkollegen überprüfte Literatur), Daten aus einer öffentlichen Konsultation und Expertengutachten herangezogen.

Welche Einschränkungen/Unsicherheiten gab es?

  • Es wurden nur begrenzte Daten zu Haltungssystemen und -praktiken veröffentlicht, die je nach Region der EU sehr unterschiedlich sein können.
  • Darüber hinaus lagen nur begrenzte Informationen über die Anwendung tierbezogener Indikatoren in Schlachthöfen vor. Diese Bewertung wurde daher auf der Grundlage einer Expertenbeurteilung durchgeführt.
  • Außerdem gab es nur sehr begrenzte veröffentlichte Daten zu bestimmten spezifischen Themen, insbesondere zu den Folgen für von Bluthämoglobinkonzentrationen zwischen 4,5 und 5,3 mmol/l für das Wohlergehen, zu den Reaktionen des Kalbs auf die Trennung vom Muttertier im Alter von 6–10 Wochen und zu den Reaktionen der Kuh auf die Trennung vom Kalb. Unsicherheiten in Bezug auf diese spezifischen Aspekte spiegelten sich in den Schlussfolgerungen wider (geringeres Maß an Sicherheit).

Die Gewissheit des AHAW-Gremiums über die einzelnen Schlussfolgerungen wurde je nach Art des Ergebnisses auf zwei verschiedene Arten kommuniziert:

  • In Bezug auf quantitative Ergebnisse berichtete das AHAW-Gremium über ihre Sicherheit unter Verwendung eines Sicherheitsintervalls von 90 % (z. B. besteht eine Wahrscheinlichkeit von 90 %, dass der tatsächliche Wert innerhalb dieses Bereichs liegt).
  • In Bezug auf qualitative Ergebnisse berichtete das AHAW-Gremium über ihre Sicherheit anhand von 3 Kategorien (Sicherheitsbereiche 50–100 %; 66–100 %; 90–100 %). Um ein vollständiges Verständnis über die vom Gremium geäußerten Unsicherheiten zu gewinnen, ziehen Sie bitte das vollständige Gutachten heran.

Was waren die wichtigsten Ergebnisse?

  • Haltungssysteme: Es wurden elf Kälberaufzuchtsysteme ermittelt und ihre wichtigsten Merkmale beschrieben.
  • Folgen von Haltungssystemen für das Wohlergehen: Jede Folge wurde je nach ihrer Relevanz in den einzelnen Haltungssystemen als hoch, mittel oder gering eingestuft. Für verschiedene Aufzuchtarten wurden fünfzehn hochrelevante Folgen für das Wohlergehen ermittelt. Zu den häufigsten zählten: Atemwegserkrankungen, Unfähigkeit, Erkundungs- oder Futtersuchverhalten auszuleben, Erkrankungen des Magen-Darm-Trakts und Gruppenstress.
  • Spezifische Szenarien: Für jedes der drei Szenarien wurden Bewertungen des Wohlergehens beschrieben:
  1. Kalbfleischerzeugung: Empfehlungen zum Zeitpunkt der Gruppenunterbringung und zur Gruppengröße, zum Platzangebot sowie zur Eisen- und Ballaststoffzufuhr über das Futter.
  2. ABM in Schlachthöfen: Die ausgewählten ABM für Kälber, die der Kalbfleischproduktion dienen, waren schlechter Körperzustand, Schlachtkörperverwerfungen, Schlachtkörperfarbe, Lungenläsionen, Labmagenläsionen und Schleimbeutelschwellungen.
  3. Kontakt zwischen Kuh und Kalb: Die Ergebnisse der Bewertung deuten darauf hin, dass ein längerer Kontakt zwischen Kuh und Kalb von Vorteil ist, aber die Forschung darüber, wie dies in der Praxis umgesetzt werden kann, ist noch nicht abgeschlossen.

Was sind die wichtigsten Empfehlungen aus dem Gutachten?

Zu den Empfehlungen zur Verbesserung des Wohlergehens der Tiere gehören:

  • Gewährleistung eines guten Kolostrummanagements und einer ausreichenden Milchfütterung für Milchkälber (20 % des Körpergewichts in Milch in den ersten Wochen).
  • Haltung der Kälber in kleinen Gruppen (2–7 Tiere) in der ersten Lebenswoche und danach in stabilen Gruppen.
  • Erhöhung des Platzangebots auf etwa 20 m2/Kalb, um ein uneingeschränktes Spielverhalten (vorzugsweise) zu ermöglichen, oder auf 3 m2, um das Ruhen in einer bequemen Liegeposition zu ermöglichen (Mindestanforderung).
  • Bereitstellung einer verformbaren Liegefläche und von Wasser in einem Gefäß mit offener Oberfläche.
  • Bereitstellung von langgeschnittenem Raufutter ab einem Alter von 2 Wochen.
  • Futter im Durchschnitt 1 kg NDF (Fasern) pro Tag, vorzugsweise mit langgeschnittenem Heu.

Zu den Empfehlungen für den Kontakt mit Kühen gehören u. a.:

  • Das Kalb nach der Geburt mindestens 1 Tag lang bei der Mutter halten und einen längeren Kontakt aufbauen.
  • Erfassung verschiedener ABM (Körperzustand, Schlachtkörperverwerfungen, Labmagenläsionen, Lungenläsionen, Schlachtkörperfarbe und Schleimbeutelschwellungen) in den Schlachthöfen erwägen, um das Wohlergehen in landwirtschaftlichen Betrieben zu überwachen. Die Experten empfahlen, diese ABM durch verhaltensbezogene ABM zu ergänzen, die in landwirtschaftlichen Betrieben erfasst werden.

Gibt es zusätzliche Informationsquellen für den Leser?