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EFSA beurteilt neue Studie zu Aspartam und bestätigt dessen Sicherheit

Das AFC-Gremium[1] der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat die von der Europäischen Ramazzini-Stiftung[2] in Bologna, Italien, durchgeführte neue Langzeitstudie zur Kanzerogenität von Aspartam beurteilt. In seinem heute veröffentlichten Gutachten kam das Gremium auf der Grundlage aller derzeit verfügbaren Befunde zu dem Ergebnis, dass es weder notwendig ist, die Sicherheit von Aspartam nochmals zu überprüfen, noch die früher festgesetzte zulässige tägliche Aufnahmemenge ( ADI Die zulässige tägliche Aufnahmemenge (Acceptable Daily Intake – ADI) ist die geschätzte Menge eines Stoffs in Lebensmitteln oder Trinkwasser, die täglich im Laufe eines Lebens konsumiert werden kann, ohne dass sie ein merkliches Risiko für die Gesundheit birgt. Der ADI-Wert wird in der Regel in Milligramm des Stoffs pro Kilogramm Körpergewicht ausgedrückt und wird bei chemischen Stoffen, wie z.B. Lebensmittelzusatzstoffen, Pestizidrückständen und Tierarzneimitteln, angewendet. – acceptable daily intake) für Aspartam von 40 mg/kg Körpergewicht zu überarbeiten. Das Gremium stellte außerdem fest, dass die in Europa aufgenommenen Aspartammengen von bis zu 10 mg/kg Körpergewicht, weit unter dem ADI liegen.

Aspartam, ein starkes Süßungsmittel, ist in vielen Ländern weltweit seit über 20 Jahren zur Verwendung in Lebensmitteln und als Tafelsüßstoff zugelassen. Aspartam und seine Abbauprodukte sind Gegenstand zahlreicher Untersuchungen gewesen, darunter Tierversuchsstudien, klinische Studien und Verzehrsstudien sowie Post-Marketing-Surveillance (Überwachung nach dem Inverkehrbringen). Zusätzlich zu einer Reihe in der Vergangenheit durchgeführter Sicherheitsbewertungen nahm der Wissenschaftliche Ausschuss für Lebensmittel (SCF) im Jahr 2002 eine Überprüfung aller Original- und neueren Studien zu Aspartam vor[3] und bestätigte erneut, dass Aspartam für den menschlichen Verzehr sicher ist.

Allerdings war die Sicherheit von Aspartam seit seiner Markteinführung umstritten. Im Jahr 2005 veröffentlichte die Europäische Ramazzini-Stiftung neue Erkenntnisse über eine an Ratten durchgeführte Langzeitstudie zu Aspartam. Die Wissenschaftler der Europäischen Ramazzini-Stiftung waren der Auffassung, dass die Ergebnisse ihrer Studie den Schluss nahe legen, dass Aspartam Krebs verursachen kann und dass die derzeitigen Richtlinien zur Verwendung und zum Verzehr des Süßstoffes neu bewertet werden sollten. Die EFSA begann sofort mit der Bewertung der neuen Ergebnisse und forderte die Europäische Ramazzini-Stiftung dazu auf, alle Einzelheiten der Studie, die für die Bewertung notwendig sind, zur Verfügung zu stellen. Die Europäische Kommission bestätigte, dass die Bewertung der Studie notwendig ist und unterstützte die hohe Priorität, die dieser Arbeit zugewiesen wurde. Das Gremium bewertete umfangreiche Daten der neuen Aspartamastudie, die die Europäische Ramazzini-Stiftung der EFSA zur Verfügung gestellt hatte. Das Gremium stellte fest, dass in dieser Lebenszeitstudie mehr Tiere pro Dosisgruppe sowie eine höhere Zahl von Dosen als in konventionellen Karzinogenitätsstudien verwendet wurden. Somit wurde diese Studie mit einem erheblichen Aufwand betrieben, die das Potenzial hatte, auf Wirkungen mit geringer Inzidenz Anzahl neuer Ereignisse, die innerhalb eines vorgegebenen Zeitraums in einem definierten geografischen Gebiet auftreten, z.B. die Zahl der Grippeerkrankungen pro Jahr in Europa. noch empfindlicher zu reagieren. Allerdings stellte das Gremium jedoch eine Reihe von Problemen im Zusammenhang mit der Studie fest, die die Interpretation der Ergebnisse schwierig machte. Insbesondere wurde ein hohes Auftreten von chronisch Endzündungskrankungen der Lunge und anderer Organen in allen Tiergruppen festgestellt auch zwar - wie von der Europäischen Ramazzini-Stiftung berichtet wurde - auch in den Kontrollgruppen, denen kein Aspartam verabreicht wurde. Dieses wurde als ein großer verfälschender Faktor angesehen.Im Einzelnen kam das Gremium zu folgenden Ergebnissen: 

  • Die leichte Erhöhung des Aufretens von Krebs in Form von Lymphomen und Leukämien bei den behandelten Ratten wurde nicht auf die Behandlung mit Aspartame zurückgeführt, sondern kann höchstwahrscheinlich der hohen Background-Inzidenz von entzündlichen Erkrankungen der Lunge zugeschrieben werden. Außerdem bestand keine Dosis-Wirkungsbeziehung im Hinblick auf steigende Aspartamdosen.
  • Die Befunde in der Niere, dem Harnleiter und der Harnblase, die hauptsächlich an weiblichen Ratten festgestellt wurden, sind nicht aspartamspezifisch und wurden bei einer Reihe von chemischen Substanzen beobachtet, die Ratten in hohen Dosen verabreicht wurden. Derartige Veränderungen sind normalerweise das Ergebnis einer Reizung oder eines gestörten Gleichgewichts im Kalziumstoffwechsel, was für Ratten spezifisch ist, aber keine Relevanz für den Menschen hat.
  • In Bezug auf die bösartigen Tumore der peripheren Nerven war die Anzahl der Tumore niedrig und ohne klare Dosis-Wirkungsbeziehung in einem breiten Dosisspektrum. Unsicherheit Wissenschaftliches Konzept, das in der Risikobewertung verwendet wird, um alle Arten von Beschränkungen des Wissens zu beschreiben, das zum Zeitpunkt der Durchführung einer Bewertung mittels der vereinbarten Ressourcen verfügbar ist, wobei diese Beschränkungen die Wahrscheinlichkeit der möglichen Ergebnisse der Bewertung beeinflussen. bestand auch im Hinblick auf die Diagnose von diesen Tumoren. Das Gremium erklärte, dass dieses Ergebnis nur durch einen unabhängigen „Peer-Review“ (Überprüfung durch Experten) der entsprechenden Gewebeproben abschließend beurteilt werden kann.

Schließlich gelangte das Gremium zu der Auffassung, dass es auf der Basis aller verfügbarer Daten weder einen Grund dafür gibt, das frühere wissenschaftliche Gutachten zur Sicherheit von Aspartam einer weiteren Revision zu unterziehen noch die zulässige tägliche Aufnahmemenge für Aspartam von 40 mg/kg Körpergewicht zu überprüfen. Dr. Herman Koëter, amtierender Geschäftsführender Direktor der EFSA, erklärte zu der Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung. des AFC Gremiums: „Die EFSA ist der Ansicht, dass die neue Aspartamstudie keinen wissenschaftlichen Beweis dafür liefert, die Verwendung von Aspartam in Lebensmitteln nochmals zu überdenken. Sollten in Zukunft neue Informationen verfügbar werden, wird die EFSA diese mit Priorität neu bewerten.“ Der vollständige Text des Gutachtens ist verfügbar unter:  http://www.efsa.europa.eu/en/efsajournal/pub/356.htm 

Zu Ihrer Informationen beachten Sie bitte auch die Backgrounddokumente, wie z.B. die FAQ („häufig gestellte Fragen“) zu Aspartam und Links zu früheren Pressemitteilungen und Risikobewertungen von Aspartam, die auf der Website der EFSA unter zu Aspartam finden sind.

Notes to editors

Die Daten der neuen Aspartamstudie,[4] die in den Veröffentlichungen der Europäischen Ramazzini-Stiftung vorgestellt wurden, waren für das AFC-Gremium unzureichend, um die Studie und deren Ergebnisse zu bewerten. Im Anschluss an Diskussionen im Juni 2005, forderte die EFSA Zugang zu weiteren wissenschaftlichen Informationen, die zur Bewertung benötigt wurden. Im Dezember 2005 erhielt die EFSA ein umfangreiches Dossier der Ergebnisse. Unmittelbar nach Erhalt der Daten Ende 2005 wurde eine EFSA-Arbeitsgruppe zu Aspartam einberufen, bestehend aus unabhängigen wissenschaftlichen Experten in diesem Gebiet. Es fehlten allerdings immer noch entscheidende Informationen und Daten. Auf Anfrage lieferte die Europäische Ramazzini-Stiftung der EFSA am 19. April 2006 weitere Daten, die jedoch nicht in nennenswerter Weise zur Interpretation der Ergebnisse beitrugen.
 

[1] Wissenschaftliches Gremium für Lebensmittelzusatzstoffe, Aromastoffe, Verarbeitungshilfstoffe und Materialien, die mit Lebensmitteln in Berührung kommen (AFC)
[2] European Foundation of Oncology and Environmental Sciences "B. Ramazzini"
[3] https://ec.europa.eu/health/archive/ph_risk/committees/sccp/documents/out155_en.pdf
[4] https://www.ramazzini.org/wp-content/uploads/2008/03/Aspartame-induces-lymphomas-and-leukaemias-in-rats_2005.pdf

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