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Folsäure: aktualisierte Informationen zur wissenschaftlichen Entwicklung

Von 21. bis 22. Januar 2009 sind in Uppsala mehr als 60 wissenschaftliche Sachverständige aus der Europäischen Union, der Schweiz, den Vereinigten Staaten und Kanada in einer wissenschaftlichen Sitzung zusammengetroffen, um die neuesten wissenschaftlichen Entwicklungen im Hinblick auf Folat und Folsäure zu erörtern. Das Treffen wurde von der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gemeinsam mit der Staatlichen Lebensmittelverwaltung Schwedens organisiert und fand im Rahmen des laufenden wissenschaftlichen Kooperationsprojekts der EFSA zur Analyse der Risiken und Nutzen der Anreicherung von Lebensmitteln mit Folsäure statt. Teil der von der Arbeitsgruppe wissenschaftlicher Sachverständiger (ESCO-Arbeitsgruppe) durchgeführten Prüfungen ist die Bewertung von Anhaltspunkten für mögliche Risiken in Verbindung mit hohen Dosen Folsäure sowie die Beantwortung der Frage, ob es notwendig ist, die aktuellen Leitlinien für die tolerierbare Obergrenze von Folsäure für alle Bevölkerungsgruppen zu überprüfen.

Während der Sitzung tauschten die Teilnehmer die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse aus sowie die verfügbaren Daten zu einer möglichen Beziehung zwischen der ernährungsbedingten Aufnahme (aus Lebensmitteln einschließlich angereicherten Lebensmitteln und Nahrungsergänzungsmitteln) von Folat und Folsäure sowie dem Risiko möglicher Krebserkrankungen — wie z. B. Dickdarm-, Brust oder Prostatakrebs. Im Rahmen einer offenen Debatte stellten die Wissenschaftler Informationen und neueste Erkenntnisse zum Folatstoffwechsel, zur Epidemiologie, zu Tier- und mechanistischen Studien sowie Humanstudien — einschließlich Beobachtungs- und Interventionsstudien — vor und überprüften und erörterten diese.

Die Erörterungen wurden in Sitzungen von Untergruppen fortgesetzt, wobei die Sachverständigen ersucht wurden, die verfügbaren Belege zu prüfen, um eine mögliche Verbindung zwischen der Aufnahme von Folsäure und Krebsrisiken festzustellen. Die Wissenschaftler zogen unterschiedliche Faktoren in Betracht, zum Beispiel die betroffenen Bevölkerungsgruppen, die Aufnahmemengen, das Verhältnis von Dosis und Wirkung sowie die unterschiedlichen Quellen für Folat und Folsäure in der Nahrung. Die Wissenschaftler bewerteten ferner, ob die Daten ausreichend waren, um eine weitergehende qualitative und/oder quantitative Risikobewertung zu stützen, und legten Bereiche für die weitere Forschung fest.

Die Teilnehmer bestätigten die unumstrittenen Belege für die Vorteile von Folsäure für die Senkung des Risikos, an Neuralrohrdefekten (NTD) zu erkranken, sowie die Belege für eine Verbesserung des Folatstatus. Sie stimmten überein, dass die epidemiologischen Daten und Humanstudien widersprüchlich und nicht schlüssig sind, obwohl Tier- und mechanistische Studien darauf schließen lassen, dass eine Beziehung zwischen hohen Folsäuredosen und Krebsrisiken besteht. Ferner wurde festgestellt, dass die vorhandenen Daten zu dürftig seien, um eine umfassende Risikobewertung zu ermöglichen.

Abschließend bestätigten die Teilnehmer erneut die große Bedeutung der langjährigen Empfehlung an Frauen, die schwanger werden könnten, die Aufnahme von Folat durch die Nahrung durch zusätzliche 400 μg Folsäure pro Tag zu ergänzen, um somit dem NTD-Risiko vorzubeugen. Mit Bezug auf die gesamte Bevölkerung wurde die Empfehlung ausgesprochen, die vom Wissenschaftlichen Lebensmittelausschuss festgelegte Obergrenze von 1 mg/Tag für die Aufnahme von Folsäure mit der Nahrung (aus angereicherten Nahrungsmitteln, Getränken und Zusatzstoffen) nicht zu überschritten.

Die im Sitzungsbericht zusammengefassten Ergebnisse der Diskussionen des Treffens in Uppsala dienten als Informationsgrundlage für die weiteren Arbeiten und den Abschlussbericht der ESCO-Arbeitsgruppe zu Risiken und Nutzen der Anreicherung von Lebensmitteln mit Folsäure. Der im Anschluss an die Beratungen des EFSA-Beirats und des Wissenschaftlichen Ausschusses der EFSA vom April 2009 erstellte Bericht der ESCO-Arbeitsgruppe ist im November 2009 auf der Website der EFSA veröffentlicht worden.

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Präsentationen