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Artgerechte Haltung von Zuchtfischen

Bei der Aquakultur handelt es sich um eine bedeutende Tierzuchtmaßnahme. Die Zucht von Fischen und anderen im Wasser lebenden Arten hat in den letzten Jahrzehnten zugenommen, und die zur Anwendung kommenden Haltungspraktiken und damit verbundene Tierschutzprobleme erlangen bei politischen Entscheidungsträgern, Wissenschaftlern und Verbrauchern zunehmende Beachtung. Laufend werden wissenschaftliche Ansätze zur Bewertung des Tierschutzes von Fischen weiterentwickelt. Zu den diesbezüglichen Herausforderungen gehören die große Vielfalt der Fischarten und sowie der allgemeine Mangel Fehlen eines notwendigen Faktors, beispielsweise in der Ernährung oder der Umwelt, das sich schädlich auf das Wachstum eines Organismus auswirkt. an wissenschaftlichen Daten auf diesem Gebiet.

EU-Rechtsrahmen Bezeichnung für Richtlinien und Gesetze in Europa, die in ihrer Gesamtheit den Verbraucher schützen sollen.

Innerhalb der Europäischen Union enthält die Richtlinie 98/58/EG des Rates Mindestnormen für den Schutz landwirtschaftlicher Nutztiere (einschließlich Fische), die für Zuchtzwecke gezüchtet oder gehalten werden.

Auch internationale Organisationen haben Empfehlungen und Leitlinien zum Tierschutz von Fischen herausgegeben. Im Jahr 2005 ist im Rahmen des Europarates eine Empfehlung zum Tierschutz von Zuchtfischen, angenommen worden, und im Jahr 2008 hat die Weltorganisation für Tiergesundheit (OIE) Leitprinzipien für den Tierschutz von Fischen veröffentlicht. Die Industrie hat ferner eine Reihe von Vorschriften übernommen, zu denen auch Maßnahmen zum Schutz des Wohlergehens von Fischen gehören.

Aufgabe und Aktivitäten der EFSA

Die Tätigkeit der EFSA in Bezug auf den Tierschutz von Fischen fällt in den übergeordneten Aufgabenbereich der Tiergesundheit und des Tierschutzes, der vom   Gremium für Tiergesundheit und Tierschutz   (AHAW) bearbeitet wird. Das Gremium bietet unabhängige wissenschaftliche Beratung für Risikomanager zu sämtlichen Aspekten in Bezug auf Tierkrankheiten und Tierschutz. Die Arbeiten des Gremiums betreffen hauptsächlich Tiere, die zur Lebensmittelerzeugung genutzt werden, einschließlich der Fische.

Durch ihre Tätigkeiten im Bereich des Tierschutzes von Fischen will die EFSA ein eingehendes Verständnis der Faktoren erlangen, welche das Wohlergehen von Zuchtfisch beeinflussen, und politische Maßnahmen und Rechtsvorschriften in Europa auf eine solide wissenschaftliche Grundlage stellen. Ihre wissenschaftlichen Gutachten sind darauf ausgerichtet, Risikomanager dabei zu unterstützen, Wege zu finden, unnötigen Schmerz, Qualen und andere Leidensformen von Tieren zu verringern und den Tierschutz soweit wie möglich zu verbessern. Die Beratung zu ethischen bzw. kulturellen Aspekten des Tierschutzes liegt außerhalb des Aufgabenbereichs der EFSA.

Tierschutz bei Tiertransporten

Das Wohlergehen von Fischen kann auch bei deren Transport beeinträchtigt werden. In einem im Jahr 2004 erstellten Gutachten über das Wohlergehen verschiedener Tierarten während des Transportes ermittelten die Experten der EFSA verschiedene Risiken, die das Wohlergehen verschiedener Tierarten, darunter auch Fische, beeinträchtigen können. In dem Gutachten wird betont, dass Fische normalerweise verladen und entladen werden sollten, ohne der Luft ausgesetzt werden, dass das Wasser, in dem sie sich befinden, eine angemessene Sauerstoffsättigung aufweisen sollte und dass die Tiere in einer geeigneten Besatzdichte gehalten werden sollten.

Tierhaltungssysteme

Im Jahr 2008 wurde die EFSA von der Europäischen Kommission ersucht, Tierschutzaspekte von Haltungssystemen für die wichtigsten Zuchtfischarten in der EU zu bewerten. Das AHAW-Gremium hat bereits fünf artenspezifische Gutachten über den Lachs, über verschiedene Forellenarten, über den Europäischen Aal, über den Europäischen Wolfsbarsch und die Goldbrasse, sowie über den Karpfen veröffentlicht. Bei jeder Art und für jedes Lebensstadium werden mögliche Risiken für das Wohlergehen der Tiere ermittelt. Dazu gehören Umweltbedingungen, Fütterung, Haltungspraktiken, die genetische Zusammensetzung von Beständen, Krankheiten und Maßnahmen zur Krankheitsvorbeugung. Im Rahmen seiner Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung. erstellt das Gremium ein Rangordnungssystem für potenzielle Gesundheitsgefährdungen in den verschiedenen Zuchtsystemen.

Allgemeiner Ansatz zur artgerechten Haltung von Zuchtfischen

Im Jahr 2009 hat das AHAW-Gremium ein Gutachten zu einem allgemeinen Ansatz betreffend die artgerechte Haltung von Zuchtfischen angenommen. Das Gutachten bietet einen umfassenden Ansatz betreffend die artgerechte Haltung, die Biologie und die Physiologie von Zuchtfischen. Es nimmt alle Fragestellungen auf, die zuvor in Minderheitenmeinungen zu Gutachten des AHAW-Gremiums betreffend die artgerechte Haltung von verschiedenen einzelnen Zuchtfischarten aufgezeigt worden waren, und beantwortet diese umfassend.

Betäubungs- und Tötungsmethoden

Im Jahr 2009 hat die EFSA sieben artenspezifische Gutachten zu den Tierschutzaspekten von Betäubungs- und Tötungsmethoden für Zuchtfisch veröffentlicht. Im Einzelnen betreffen die wissenschaftlichen Gutachten den Roten Thun, den Karpfen, den Lachs, die Regenbogenforelle, den Steinbutt, den Europäischen Wolfsbarsch sowie die Goldbrasse. Mit diesen Arbeiten wird das  Gutachten zu den Tierschutzaspekten des Betäubens und Tötens der wichtigsten kommerziell genutzten Tierarten aus dem Jahr 2004 aktualisiert, in dem allgemeine Schlussfolgerungen und Empfehlungen enthalten sind.