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Datenerhebung zu Tiergesundheit und Tierwohl (SIGMA)

Das SIGMA-Konzept für die Datenerhebung wurde im Rahmen des SIGMA-Projekts (2018-2021) zur Verbesserung der Erhebung von Daten zur Tiergesundheit aus europäischen Ländern entwickelt.

Sigma-Projekt: eine neue Methode zur Erhebung von Daten zur Tiergesundheit

Vor der Einführung des SIGMA-Konzepts wurde die Erhebung von Daten zur Tiergesundheit von dem einzigartigen Ziel geleitet, spezifische Fragen zu beantworten, die von verschiedenen anfragenden Institutionen, wie der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament, gestellt wurden. Jede Datenerhebung wurde nur einmal für spezifische Bedürfnisse und Zwecke durchgeführt, ohne notwendigerweise die Kohärenz der Daten im Zeitverlauf zu gewährleisten.

In den letzten Jahren ist die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Überwachung wichtiger Krankheiten wie der Afrikanischen Schweinepest und der Vogelgrippe immer dringlicher geworden. Die Zahl der Datenlieferanten ist gestiegen, Anfragen zur Übermittlung von Daten haben zugenommen und die angeforderten Informationen sind detaillierter und anspruchsvoller geworden.

In diesem Zusammenhang wurde das SIGMA-Projekt ins Leben gerufen, das folgende Ziele verfolgt:

  • Festlegung neuer Standards für die Erhebung wesentlicher Daten, z. B. der Größe der heimischen Tierpopulation;
  • Verbesserung der Qualität und Vergleichbarkeit der eingegangenen Daten zwischen den Mitgliedstaaten und im Zeitverlauf;
  • Übergang von der manuellen Datenübermittlung zu einem automatisierten Prozess;
  • Verkürzung der Zeit, die benötigt wird, um aktuelle Daten für die Risikobewertung Spezialgebiet der angewandten Wissenschaften, in dem wissenschaftliche Daten und Studien ausgewertet werden, um die mit bestimmten Gefahren einhergehenden Risiken zu beurteilen. Dies umfasst vier Schritte: Gefahrenidentifizierung, Gefahrencharakterisierung, Expositionsabschätzung und Risikocharakterisierung. abzurufen.
  • Bereitstellung von Tools für die Mitgliedstaaten, mit denen diese automatisch nationale Berichte über Tiergesundheit und -überwachung in einem geschützten Umfeld erstellen können;
  • Vermeidung von Doppelmeldungen an die EFSA und gegebenenfalls an andere Datenregister;

Das Projekt wird von einem Konsortium durchgeführt, das vom Instituto Zooprofilattico Sperimentale (IZS) dell’Abruzzo e del Molise „G. Caporale“ in Zusammenarbeit mit dem Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), dem schwedischen Nationalen Veterinärinstitut (SVA), der bulgarischen Behörde für Lebensmittelsicherheit und dem Institute of Veterinary Medicine and Animal Sciences der Estnischen Universität für Biowissenschaften geleitet wird.

Datenmodell für die Tierpopulation

Die wichtigsten Fakten:

  • so konzipiert, dass sie auf alle heimischen Tierarten Untergliederung der Gattung, eine Gruppe eng verwandter und ähnlicher aussehender Organismen; z.B. steht im Falle des Homo sapiens (Mensch) der zweite Teil des Namens (sapiens) für die Art. in Europa angewendet werden können, wobei die Integrität der im Laufe der Zeit und in verschiedenen Ländern erhobenen Daten gewährleistet wird;
  • Detaillierungsgrad liegt auf der Ebene der landwirtschaftlichen Betriebe;
  • Normen werden hauptsächlich aus dem Tiergesundheitsrecht und nur dann, wenn sie nicht vorliegen, aus anderen einschlägigen Rechtsvorschriften übernommen oder von der SIGMA-Expertengruppe vereinbart;
  • interoperabel mit den im „Scientific Data Warehouse“ der EFSA gespeicherten Testergebnisdaten.

Labordaten zum Datenmodell für Tierseuchentests

Die wichtigsten Fakten:

  • auf der Grundlage der SSD Die Artempfindlichkeitsverteilung (Species Sensitivity Distribution – SSD) ist ein Modell der unterschiedlichen Empfindlichkeit einer Art gegen eine bestimmte Schadensquelle (z.B. Dürre, Schädlingsbefall oder Exposition gegenüber chemischen Stoffen).-2-Standards der EFSA;
  • auf die Bedürfnisse der Tiergesundheit zugeschnitten (z. B. „tierbezogene“ Proben)
  • mit den Daten über die Tierpopulation durch die Kennnummer des landwirtschaftlichen Betriebs verknüpft;
  • zusammen mit Tierpopulationsdaten liefern sie Einblicke in Bezug auf Folgendes:
    • die Zahl der ausgewählten Betriebe,
    • die Zahl der Tiere in jedem Betrieb,
    • die Zahl der Tiere, von denen Proben genommen wurden
    • welche Tiere positiv getestet wurden...
    • ...im Zeitverlauf;
  • Aufnahme Menge eines Stoffs (z.B. eines Nährstoff oder einer Chemikalie), der von einem Menschen oder einem Tier über die Nahrung aufgenommen wird. von Informationen, die über andere potenzielle Risikofaktoren (z. B. Außenhaltung/Stallhaltung) gesammelt wurden.

Länderkarten

Die wichtigsten Fakten:

  • Open-Access-Website, die einen Überblick und Einblicke in den Datenbesitz in jedem europäischen Land bietet;
  • von der EFSA unter Mitwirkung der EFSA-Kontaktstellen entwickelt und gepflegt.

Berichte über Datenflüsse

Die EFSA hat mit Unterstützung des SIGMA-Konsortiums und unter Mitwirkung der Kontaktstellen eine Reihe von technischen Berichten veröffentlicht, in denen die nationalen Datenströme von ihrer Generierung bis zu ihrer Speicherung in nationalen Registern beschrieben werden. Diese Berichte werden von besonderer Bedeutung für die Ziele des Projekts SIGMA 2.0 sein, das darauf abzielt, den Prozess der Datenübermittlung weiter zu automatisieren.

SIGMA-EST-Kartierungsinstrument

Die wichtigsten Fakten:

  • Webanwendung für die automatische Umwandlung nationaler Daten (unabhängig von Sprache, Alphabet oder Standards) in eine EFSA-Standarddatenbank;
  • erfordert eine (einzige) Konfiguration zu Beginn, ohne dass für die folgenden (in der Regel jährlichen) Übersetzungen zusätzlicher Aufwand erforderlich ist;
  • Zugang wird nach Erstellung von Zugangsdaten gewährt.

SIGMA-Validierungsinstrument

Die wichtigsten Fakten:

  • eine Reihe von Karten, Tabellen und Diagrammen für eine fundierte Validierung der Daten;
  • alle Outputs können heruntergeladen und für andere Zwecke (z. B. nationale Berichterstattungstätigkeiten) verwendet werden.
  • entwickelt mit dem aktuellen Business Intelligence-Tool der EFSA (MicroStrategy).

Fragen und Antworten

1. Was ist die SIGMA-Datenerhebung?

Sigma kann als integrierter Ansatz für die Datenerhebung betrachtet werden, der eine Reihe von Instrumenten bietet, um den Prozess zu vereinfachen und zu beschleunigen. Nur die Standards (d. h. das Datenmodell für die Tierpopulation und das Labordatenmodell) sind obligatorisch. Eine „SIGMA-Datenerhebung“ ist daher letztlich die Erhebung von Daten nach den SIGMA-Standards.

2. Was ist neu an SIGMA?

Die wichtigste Neuerung, die mit SIGMA eingeführt wurde, sind dessen Standards, insbesondere das Datenmodell für Tierpopulationen.

Zuvor sammelte die EFSA Daten über europäische Nutztiere mit weitaus geringerer Detailgenauigkeit, und die gesammelten Informationen wurden nicht überall zentralisiert: Nur die Ursprungsländer führten Aufzeichnungen über die landwirtschaftlichen Betriebe in ihrem Hoheitsgebiet. Eine gute Kenntnis der heimischen Tierpopulation ist jedoch von entscheidender Bedeutung für eine angemessene Risikobewertung. Beispielsweise kann ein grundlegender epidemiologischer Parameter wie die Prävalenz Anteil einer Population, bei der eine gewisse Erkrankung festgestellt wurde.* einer Krankheit nicht berechnet werden, wenn die Population nicht bekannt ist.

Aus diesem Grund wurde beschlossen, ein spezielles Modul für die Erfassung von Viehbestandsdaten auf Betriebsebene einzuführen. Diese werden schließlich mit Labordaten bei der EFSA zusammengeführt, um ein vollständiges Bild zu erhalten. Am Ende des Prozesses wird die EFSA in der Lage sein, Folgendes zu bewerten:

  • die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe einem bestimmten Gebiet;
  • die Zahl der überprüften Betriebe;
  • die Zahl der Tiere in den einzelnen Betrieben;
  • die Zahl der getesteten Tiere;
  • die Zahl der positiv getesteten Tiere.

Mit den zusätzlich erhobenen Informationen (potenzielle Risikofaktoren) und den Informationen über die gesamte Population wird die EFSA in der Lage sein, die Genauigkeit der Schätzungen der relevanten epidemiologischen Parameter zu verbessern.

* Die Prävalenz ist das Verhältnis zwischen der Anzahl der (beliebig ausgewählten) Tiere, die positiv getestet wurden, und der Population, zu der sie gehören.

3. Wurde der SIGMA-Ansatz validiert?

Ja. Im Jahr 2021 wurde die Datenerhebung zur Afrikanischen Schweinepest nach dem SIGMA-Konzept durchgeführt. Trotz der Einführung neuer Elemente (ein vollständiger neuer Datensatz zur heimischen Landwirtschaft, ein neues Kartierungsinstrument) wurden die Daten im Vergleich zu den Vorjahren ohne zusätzliche Verzögerung übermittelt. Daher wird erwartet, dass die Daten ab 2022 in kürzerer Zeit eingehen werden, da die Lernkurve ihr Plateau erreicht hat.

4. Welche Herausforderungen sind mit SIGMA verbunden?

Eines der Hauptziele von SIGMA ist es, das Nutzererlebnis der Datenlieferanten (Mitgliedstaaten) bei der Übermittlung von Daten weiter zu verbessern: Ziel ist es, den Prozess so einfach zu gestalten, dass die Datenlieferanten jederzeit, z. B. bei einer dringenden Risikobewertungsanfrage, in der Lage sind, die erforderlichen Daten innerhalb weniger Tage zu übermitteln.

Ein zweites wichtiges Ziel besteht darin, jegliche doppelte Berichterstattung, insbesondere an die EFSA, zu vermeiden. Das SIGMA-Tierpopulationsdatenmodell ermöglicht die Erhebung von Daten anscheinend auf so detaillierte Weise, dass sie in jeder möglichen Form aggregiert werden können, wodurch auch den Erfordernissen anderer Tätigkeiten – wie des jährlichen Berichts über Zoonosen – Rechnung getragen wird. Ziel ist es, die Datenlieferanten aufzufordern, ihre Daten nur einmal und in einem einzigartigen Format zu übermitteln.

5. Welche Tierseuchen werden mit SIGMA erfasst?

Derzeit deckt SIGMA die Datenerhebung zur Afrikanischen Schweinepest in vollem Umfang ab. Die nächste Tierseuche, die SIGMA abdecken wird, ist die Vogelgrippe. Im Jahr 2023 wird ein Pilotprojekt mit freiwillig teilnehmenden Mitgliedstaaten durchgeführt, und im März 2024 wird die erste offizielle Datenübermittlung zur Vogelgrippe in SIGMA stattfinden.

Andere Tierkrankheiten und die entsprechenden Zieltierpopulationen werden ebenfalls von SIGMA abgedeckt, wobei die vom Mandat der EFSA-Arbeitsgruppe für die Überwachung des Konzepts „Eine Gesundheit“ ermittelten Krankheiten Priorität haben.

6. Welche Daten werden erhoben?

Im Allgemeinen werden nach dem SIGMA-Ansatz zwei Arten von Daten erhoben:

  • Daten zu Tierpopulationen (z. B. Geflügel, Schweine und Rinder): einschließlich Standort und Größe des landwirtschaftlichen Betriebs, Tierarten, Produktionsart usw.;
  • Daten über die Ergebnisse der Laboruntersuchungen, einschließlich Stichprobennummer, Betriebskennung, Art der Stichprobe, Datum der Probenahme und Prüfung, verwendeter Diagnosetest und Ergebnisse.

7. Welche Granularität der Daten ist erforderlich?

Tierbestandsdaten müssen auf Betriebsebene bereitgestellt werden (landwirtschaftlicher Betrieb oder noch genauer definierte Standorte innerhalb des Betriebs, wenn diese auf nationaler Ebene offiziell registriert sind, z. B. Ställe im Rahmen eines Geflügelzuchtbetriebs). Das Datenmodell kann Geolokalisierungsdaten (Längen- und Breitengrad) erfassen, und bei Bedarf können Datenlieferanten auch niedrigere Auflösungswerte verwenden.

Die Überwachungsdaten (Labortestergebnisse) sind auf Ergebnisebene vorzulegen. Eine sehr wichtige Variable ist hierbei die Betriebskennung, die anzugeben ist, wenn die Probe von einem Zuchttier entnommen wird. Die Kennung ermöglicht es der EFSA, die Testergebnisse mit vorhandenen Informationen über den Betrieb, in dem das Tier gezüchtet wurde, zu verknüpfen und schließlich eine angemessene Risikobewertung und Risikofaktoranalyse durchzuführen. Werden diese Informationen nicht vorgelegt, schränkt dies die Analysemöglichkeiten der EFSA zum besseren Verständnis des Krankheitsverlaufs – und zur Unterstützung der Landwirte – erheblich ein.

8. Was geschieht mit den SIGMA-Daten nach ihrer Übermittlung an die EFSA?  

Alle an die EFSA übermittelten Daten werden nach der Validierung durch den Mitgliedstaat im „Scientific Data Warehouse“ der EFSA gespeichert. Die Daten werden dann von der EFSA zur Durchführung von Risikobewertungen und zur Erarbeitung wissenschaftlicher Veröffentlichungen herangezogen. Im Einklang mit den einschlägigen Anforderungen an die Transparenz werden die Daten proaktiv in der „Knowledge Junction“ (Schnittstelle für Wissen) der EFSA (Zenodo) veröffentlicht.

9. Wie sind die Daten nach ihrer Übermittlung an die EFSA geschützt?

Vor der Veröffentlichung von wissenschaftlichen Arbeitsergebnissen hat nur die EFSA Zugriff auf die zugrundeliegenden Daten. Nach der Veröffentlichung werden die Daten aggregiert und in der „Knowledge Junction“ der EFSA (Zenodo) öffentlich zugänglich gemacht.

Alle unter die Datenschutz-Grundverordnung fallenden Daten (z. B. Betriebskennung, Geolokalisierung usw.), sind geschützt und werden nicht in den Datensatz aufgenommen, der in der „Knowledge Junction“ der EFSA veröffentlicht wird.

Sollten Datenlieferanten einige ihrer an die EFSA weitergegebenen Daten als vertraulich betrachten, können sie nach dem offiziellen Verfahren die Vertraulichkeit beantragen.

10. Was sind die Voraussetzungen für die Nutzung des SIGMA-Rahmens?

Die Mindestanforderungen sind:

  • die zu übermittelnden Daten müssen in digitaler Form vorliegen;
  • wenn ein Datenlieferant beabsichtigt, das SIGMA-EST-Kartierungsinstrument zu verwenden, muss zunächst eine einmalige Investition in die Konfiguration vorgenommen werden.

Die nächsten Schritte

Das Projekt SIGMA 2.0 (2022-2025) umfasst fünf verschiedene Arbeitspakete (AP):

  • AP01 – SIGMA-Generalisierung: Weitere Tierkrankheiten und die entsprechenden Zielpopulationen werden durch den SIGMA-Rahmen abgedeckt.
  • AP02 – SIGMA-Erweiterung: Ein neues Datenmodell wird für die Erhebung von Tierschutzdaten konzipiert, die mit den Daten zur Tierpopulation und den Ergebnissen der Laboruntersuchungen interoperabel sind.
  • AP03 – SIGMA-EST-Verbesserung: Das Kartierungsinstrument wird verbessert, um das Nutzererlebnis der Datenlieferanten bei der Übermittlung von Daten an die EFSA zu verbessern, und es werden neue Funktionen hinzugefügt (z. B. ein Validierungsschritt vor der Übermittlung an die EFSA, um die Einhaltung der Geschäftsregeln zu überprüfen).
  • AP04 – SIGMA M2M: Der Datenübermittlungsprozess wird vollständig automatisiert (Maschine zu Maschine).
  • AP05 – SIGMA-Kaleidoskop: Eine einzigartige Schnittstelle für die Visualisierung der im Rahmen von SIGMA übermittelten Daten wird es den Nutzern ermöglichen, Berichte abzurufen, zu visualisieren und zu erstellen, die auf Daten basieren, die der EFSA übermittelt wurden.